
Deutschland bekommt die ePA – doch bleibt sie am Ende nur ein digitaler Aktenschrank? Was fehlt, damit sie wirklich etwas verändert?
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Die ePA ist gestartet – doch läuft sie auch?
Am 15. Januar 2025 startete die elektronische Patientenakte (ePA) in Modellregionen, die bundesweite Einführung ist für April geplant. Doch schon jetzt ist klar: Der Zeitplan wackelt. Kassenärzte-Chef Andreas Gassen rechnet mit weiteren Verzögerungen – Grund sind fehlende Softwarelösungen und Sicherheitslücken. Das ist symptomatisch für Deutschlands Digitalisierungsprojekte: Der Startschuss fällt oft – aber die Technologie ist nicht einsatzbereit. Doch die eigentliche Frage ist nicht, wann die ePA endlich überall funktioniert – sondern ob sie überhaupt das Potenzial hat, das Gesundheitssystem wirklich zu modernisieren. Die Sorge: Wird die ePA ein echter Gamechanger – oder nur ein digitales Archiv mit mehr Bürokratie?
Ein digitaler Meilenstein? Oder nur ein PDF-Archiv?
Die ePA soll eigentlich das Gesundheitswesen revolutionieren. Statt verstreuter Akten in Arztpraxen, Kliniken und Apotheken sollen alle Patientendaten digital an einem Ort verfügbar sein. Ärzte könnten Diagnosen schneller stellen, Medikationen besser abstimmen, Patienten hätten endlich Kontrolle über ihre Gesundheitsdaten. Doch bislang deutet vieles darauf hin, dass die ePA nur bestehende Papierprozesse ins Digitale überträgt – ohne echte Automatisierung, ohne intelligente Unterstützung.
Statt Prozesse zu optimieren, bleibt die ePA ein statisches Archiv, das nur dann hilfreich ist, wenn Ärzte oder Patienten aktiv Daten eingeben. Ohne intelligente Funktionen bleibt sie ein reiner
Datenspeicher – ein Aktenschrank mit Login.
Aber was wäre, wenn die ePA nicht nur Daten speichert – sondern wirklich mitdenkt?
KI könnte die ePA von einer passiven Akte zu einem intelligenten Gesundheitsassistenten machen
Statt nur ein Sammelbecken für Befunde und Arztbriefe zu sein, könnte eine KI-gestützte ePA:
- Arztbriefe automatisch erstellen – Ärzte verbringen 30–50 % ihrer Arbeitszeit mit Dokumentation. KI könnte Arztbriefe generieren und Formulare vorausfüllen.
- Medikamenten-Wechselwirkungen erkennen – Eine KI könnte erkennen, ob verschriebene Medikamente Wechselwirkungen haben, die der Arzt übersehen könnte.
- Früherkrankungen prognostizieren – Basierend auf den gespeicherten Daten könnte eine smarte ePA Patienten mit erhöhtem Risiko für bestimmte Krankheiten warnen.
- Notfall-Assistenz bieten – Rettungskräfte könnten durch KI-gestützte Analyse der ePA in Echtzeit die bestmögliche Behandlung einleiten.
So wie zum Beispiel in Estland:
- Das EU-Mitgliedsland hat längst ein vollständig digitalisiertes Gesundheitssystem: Jeder Bürger besitzt eine digitale Patientenakte, auf die Ärzte, Apotheken und Krankenhäuser in Echtzeit zugreifen können – mit voller Datenkontrolle für die Patienten. Rezepte werden digital übermittelt, Diagnosen und Befunde sind sofort verfügbar, und KI-gestützte Analysen unterstützen medizinische Entscheidungen.
Und Deutschland? Hier wird noch diskutiert, ob und wie die vorhandenen Daten überhaupt genutzt werden dürfen.
Digitalisierung ohne Digitalisierung – Deutschland braucht einen Strategiewechsel
Die ePA zeigt ein Grundproblem deutscher Digitalpolitik: Wir schaffen digitale Oberflächen – aber oft fehlt die dahinterliegende intelligente Infrastruktur. Einfach nur Papier digital ablegen,
macht keinen Prozess schneller oder effizienter.
Wir brauchen eine ePA, die:
- KI-gestützt Mehrwerte schafft – statt nur Befunde zu speichern.
- Nutzerfreundlich für Ärzte und Patienten ist – damit sie nicht als bürokratische Hürde, sondern als echte Hilfe wahrgenommen wird.
Auf diese Weise könnte die elektronische Patientenakte eine Revolution werden – und nicht nur ein digitales Archiv, Dafür braucht es aber eine klare strategische Entscheidung: Setzen wir auf KI und echte Digitalisierung – oder belassen wir es bei PDFs im Netz?
Über den Autor:
Der Autor ist Co-Gründer von Quantum Beyond, einem europäischen Beschleunigungsprogramm für die Digitalisierung von Unternehmen. Unter dem Label Quantum Beyond Infinity liegt der Fokus auf AI-driven Organization Design, datengetriebenen Strategien und der intelligenten Mensch-Maschine-Kollaboration, um Unternehmen zukunftsfähig und wettbewerbsstark für das KI-Zeitalter aufzustellen.